Einfach Senf

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Einfach Senf

# Pfarrerin Gorgas denkt ...

Einfach Senf

Er war schon auf dem Weg zur Kasse, als ihn die Sprachnachricht seiner Frau erreichte: „Bring doch bitte noch Senf mit.“ Er seufzte ein wenig, aber selbstverständlich machte er sich auf die Suche. Im Supermarkt war wieder einmal so gut wie alles an andere Plätze geräumt worden. Kein Kunde sollte in eingefahrenen Bahnen bleiben müssen. Neue Produkte, exotisch, innovativ, spektakulär. Und dann stand er vor dem Senfregal und traute seinen Augen nicht. Das war ja ein riesiger Berg. Glas an Glas. Bunt. Mit den seltsamsten Bezeichnungen. Er vergaß die Zeit und alles um sich herum und begann zu lesen: Albert-Einstein-Senf, Bauernsenf, Beste-Oma-Senf, Glückssenf, Piratensenf, Vulkansenf, Wolke-Sieben-Senf…

Was, um Himmels willen war das alles? Er war völlig überfordert. „Na, junger Mann, da staunen Sie, was?“ Die Mitarbeiterin des Supermarktes gab ihren Senf dazu und half auch nicht weiter. Was hatte Einstein mit Senf zu tun? Und seine Oma mochte gar keinen Senf. Er schob den Wagen weiter. Und dann fand er das Glas mit der einen Aufschrift. Senf. Nicht mehr und nicht weniger. Schmackhaft. Herzhaft. Einfach. So einfach, wie der Satz, der ihm die ganze Zeit schon durch den Kopf wanderte. „Wenn ihr Glauben hättet so groß wie ein Senfkorn...“

Ein Senfkorn reicht. Mehr braucht es nicht für ein Leben in Gottvertrauen. Lächelnd stellt er noch ein Glas Liebessenf in den Wagen und macht sich auf den Heimweg.

Pfarrerin Barbara Gorgas

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