02/07/2024 0 Kommentare
Ewigkeitsmomente
Ewigkeitsmomente
# Aus der Gemeinde ...
Ewigkeitsmomente
Am Sonntag war Ewigkeitssonntag. An diesem Sonntag haben wir jährlich Gelegenheit innezuhalten und an die zu denken, die uns in die Ewigkeit vorausgegangen sind. Und auch die Zeitspanne zu überdenken, die uns selbst noch bleibt, bis auch wir dorthin gehen.
Normalerweise stellen wir uns Zeit als Linie vor, die irgendwann in die Ewigkeit mündet. Aber vielleicht verläuft die Zeit ja gar nicht linear, oder jedenfalls nicht immer. Im Neuen Testament gibt es Stellen, die darauf hinweisen, dass die Ewigkeit nicht nur etwas ist, das erst noch kommt, sondern dass sie in bestimmten Situationen gleichzeitig zur Gegenwart verlaufen kann. Das Reich Gottes, auf das wir warten, ist auch schon mitten unter uns. Die Zukunft hat sozusagen schon begonnen.
Es tröstet mich mir das vor Augen zu halten, wenn ich an meine Toten denke und an meinen eigenen Tod. Und wenn wir darauf achten, dann können wir immer wieder solche »Ewigkeitsmomente« erleben. Wenn plötzlich eine Erinnerung aus der Kindheit hervorkommt und die Zeit für einen Augenblick stillsteht. Wenn ich in einem Gottesdienst spüre, dass Gott da ist und alle Zweifel wie weggeblasen sind. Wenn ich ein Lied summe, das eine verstorbene Freundin besonders liebte und plötzlich feststelle: Heute ist ja ihr Geburtstag! Dann merken wir: Da ist nicht nur die Gegenwart, da ist noch etwas anderes daneben oder darunter, das immer mit uns mitgeht. Da ist Gott, der außerhalb der Zeit steht und uns für Momente an dieser Zeitlosigkeit teilhaben lässt.
Dietrich Bonhoeffer hat das so empfunden: »Das Tiefste erschließt sich erst, wenn wir bedenken, dass nicht nur die Welt ihre Zeit und ihre Stunden hat, sondern dass unser eigenes Leben seine Zeit und seine Stunde Gottes hat, und dass hinter den Zeiten unseres Lebens Gottes Spuren sichtbar werden, dass unter unseren Pfaden die tiefen Schächte der Ewigkeit sind, und jeder Schritt bringt ein leises Echo aus der Ewigkeit zurück.«
Wenn wir in dieser Woche daran denken, dass unsere Zeit hier einmal zu Ende geht, mögen wir getröstet werden von diesem Widerhall der Zeitlosigkeit Gottes in unserem Leben, dem Echo aus der Ewigkeit, die uns schon erwartet.
Ihre
Regina Schlingheider
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