Theodor

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# Aus der Gemeinde ...

Theodor

Keine Sorge, meine Leidenschaft für den großen Dichter, der den unschlagbaren Satz vom weiten Feld gefunden hat, werde ich für dieses Mal nicht ausleben, auch nicht an der Seitenlinie. Obwohl es sicher interessant ist zu wissen, ob Theodor Fontane Fußball gespielt hat. Da muss ich wohl noch einmal nachlesen.

Aber Sie wissen sicher, dass es zu Fontanes Zeiten durchaus üblich war, den Torwart häufig zu wechseln und den erschöpftesten Spieler ins Tor zu stellen. Und selbstverständlich wissen Sie spätestens jetzt, worum sich in diesen Tagen alles dreht, auch dieses Wort zur Woche. Richtig: Es geht um Theodor!

Der steht nämlich bei uns im Fußballtor. Jedenfalls, wenn ich einen Schlager von 1950 zitieren darf. Gesungen hat ihn Theo Lingen, ein begnadeter Schauspieler und Sänger. Als das Lied entstand, hatte das Wunder von Bern noch nicht stattgefunden, das Wembley-Tor war noch nicht gefallen, „die Hand Gottes“, „La Pulga“ und „CR7“ gab es noch nicht, und an das Sommermärchen war nicht zu denken. Ganz zu schweigen von der Akzeptanz der Tatsache, dass Frauen sehr gut Fußball spielen können.  

Aber das Spiel gab es. Dieses alte, universelle, geniale, leichte, komplizierte Spiel. Das dauert 90 Minuten und der Ball ist … Sie wissen schon.

Doch zurück zu Theodor. Nein, das ist nicht der Name des Fußballgottes. Diesen gibt es nicht, da bin ich nach vielen Jahren Theologiestudium und ungezählten Stunden vor dem Fernseher und als Zuschauerin im Stadion fast sicher. Apropos Stadion:  Erinnern Sie sich an die tolle Geschichte von den beiden Freunden, die auf dem Weg nach Emmaus sind und Jesus zunächst nicht erkennen, weil sie ausschließlich mit sich beschäftigt sind?

In dieser Geschichte wird das Wort Stadion noch in seinem alten Wortsinn gebraucht, nämlich als antikes griechisches Längenmaß. 60 Stadien ist Emmaus von Jerusalem entfernt, also ungefähr 11,5 km. Eine Schiedsrichter*in läuft ungefähr 12-14 km während eines Spiels und sorgt dabei noch für Fairness. Entschuldigung, ich wollte nicht auf Zeit spielen, jetzt also wirklich zu Theodor.

Der Name ist älter als das Fußballspiel. Und seine Bedeutung ist gar so alt wie die Welt. Theodor bedeutet Gottesgeschenk oder Geschenk des Himmels. Wenn also Eltern ihr Kind Theodor nennen, dann erkennen sie die wichtigste aller Regeln im Leben an: Das Leben ist Geschenk. Es ist Gottes Gabe. Und diese Gabe dauert an. Von Generation zu Generation, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das Spiel des Lebens geht immer weiter. Wenn wir Theodor ins Tor lassen. Wenn wir unser Gottesgeschenk annehmen. Und wenn wir fair spielen.

Unser Torhüter heißt Theodor. Das sollten wir trainieren. Mit und ohne Videobeweis. Hüten wir uns dabei vor Schwindeleien, Angebereien und Überheblichkeit. Hüten wir gemeinsam den Schatz des Lebens. Der ist größer als ein Stadion, größer und weiter als alle Stadien, in denen in den nächsten vier Wochen gespielt wird, bunter, als alle Bälle dieser Welt.

Ich bin Theodor. Und Manuel Neuer ist es auch. Und Sie sind es auch. Ein Geschenk des Himmels. Das ist unsere Nummer 1.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sommer und eine torreiche Fußballeuropameisterschaft.

Bleiben Sie spielend und fair!

Ihre
Pfarrerin Barbara Gorgas

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