"Mama, du bist gefahren!"

"Mama, du bist gefahren!"

"Mama, du bist gefahren!"

# Aus der Gemeinde ...

"Mama, du bist gefahren!"

Klar und deutlich ertönt die Kinderstimme vom Rücksitz: „Mama, du bist gut gefahren!“ Ich habe gerade das Auto in die Garage gelenkt. Mit meinen beiden Jungs habe ich meinen Mann in der nächstgrößeren Stadt im Krankenhaus besucht. Meinen Führerschein habe ich gerade erst gemacht, und für diese Autofahrt habe ich jede Menge Mut gebraucht. Irgendwie muss das mein Fünfjähriger gespürt haben.  

Vielleicht ist mir diese Begebenheit -  sie liegt Jahrzehnte zurück - deshalb noch im Gedächtnis, weil sie mir zeigte: Manchmal merkt man es uns doch sehr deutlich an, wenn wir Anerkennung brauchen. Und unsere Mitmenschen - wenn sie Interesse an uns haben und feinfühlig sind - spüren das und gehen darauf ein, so wie mein kleiner Sohn damals, und geben uns diese dringend benötigte Anerkennung.  

Und dann gibt es Zeiten, wo wir sie nicht so nötig haben und es uns gar nicht so viel ausmacht, was andere von uns denken. Kann es sein, dass wir das vielleicht ausstrahlen? Dass wir dann so in uns ruhen und solch eine Souveränität haben, dass andere gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sie müssten uns loben oder in irgendeiner Weise stärken?  

Die „Wüstenväter“, die ersten christlichen Mönche, die in der ägyptischen Wüste ein einfaches asketisches Leben in Einsamkeit und Gebet ausprobierten, wollten innerlich unabhängig werden, unabhängig von Beleidigung wie auch von Anerkennung. Sie hatten wohl erkannt, dass uns weder das eine noch das andere als Mensch ausmacht, sondern dass wir aus anderen Quellen leben dürfen. Dass unsere Stärke nicht vom Lob anderer abhängt, sondern von der Tatsache, dass Gott will, dass es uns gibt.  

Vielleicht können wir etwas von ihnen lernen? Ganz ohne Lob und Anerkennung geht es, glaube ich, in diesem Leben nicht. Aber vielleicht kann es unser Ziel sein, wie die Wüstenväter weniger abhängig davon zu sein. Und vielleicht können wir uns bewusst machen, dass Zeiten, in denen wir nicht gelobt werden, gute Zeiten sind. Weil wir - vielleicht weil wir aus anderen Quellen leben - auf unsere Mitmenschen nicht den Eindruck machen, unbedingt Lob zu brauchen.

Ihre
Regina Schlingheider

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