Gnadenbringende Weihnachtszeit

Gnadenbringende Weihnachtszeit

Gnadenbringende Weihnachtszeit

# Aus der Gemeinde ...

Gnadenbringende Weihnachtszeit

Wochenspruch: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade“
(Joh. 1, 16)

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“. Mit diesen drei Halbsätzen beginnt das Johannesevangelium gleichsam wie mit drei Glockenschlägen. Der Evangelist berichtet nichts von der Geburt Jesu, seinen Eltern und den Hirten auf dem Feld wie bei Lukas. Er führt nicht den Stammbaum Jesu auf wie bei Matthäus. Aus dem Folgenden .. und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns... spricht Johannes komprimiert die ganze Tiefe des Geheimnisses der Menschwerdung Jesu Christi aus.

Martin Luther schrieb einmal dazu: „Dies ist das höchste Evangelium unter allen, doch nicht wie einige meinen, finster und schwer... Es bedarf nicht viel scharfsinniger Untersuchung, sondern nur des einfältigen, schlichten Aufmerkens auf die Worte.“

Doch derart einfach erscheinen mir die Texte nicht, die wie mit einem Brennglas gebündelt die Weihnachtsbotschaft ausleuchten sollen. Am Eingang des Johannesevangeliums sollen wir mit wenigen, klar gefassten Worten erfahren, wie Gott ist, und insbesondere wie er durch Jesus zu uns Menschen steht. In Vers 16, dem heutigen Wochenspruch, wird ein wesentlicher Aspekt dieses Evangeliums verdeutlicht: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade“.

Hier ist natürlich nicht das Gottesgnadentum gemeint, mit dem die Herrscher im Mittelalter ihre Legitimation gegenüber den Untertanen rechtfertigten. Versehen mit dem Titel „Führer Spaniens von Gottes Gnaden“ war in der neueren Zeit der unerbittliche spanische Diktator Franco bis zu seinem Tode scheinbar unangreifbar. Dies war ein Begriff der Gnade, der rechtfertigte, sich abzusetzen und einen Schutzzaun für ein willkürliches Tun zu errichten.

Hier ist die Gnade gemeint, die man sich nicht verdienen oder verleihen kann, sondern die Gott uns schenkt. Und es ist ein Geschenk, das einen nicht über andere setzten soll. Die von Johannes beschriebene Gnade liegt nicht im Verhalten dessen, der sie empfängt. Sie beschreibt das Wesen dessen, der sie der Welt zuteil werden lässt. An dem Wirken Jesu sollen wir erkennen, dass Gnade ein Wesenszug Gottes ist. Mit diesem bringt er die Gesetze und Spielregeln unserer Welt durcheinander, einer Welt, die möglichst aus Gewinnern und Verlierern bestehen soll. Durch die Fülle der Gnade soll diese für  jeden von uns ganz und gar erfassbar werden.

„Was gibt Ihnen Hoffnung?“ Mit einer Aktion bittet unsere Gemeindemagazin-Redaktion in dieser schweren Zeit der Corona-Pandemie Gemeindemitglieder um Antworten auf diese Frage, um diese anonym in der nächsten Ausgabe veröffentlichen zu können. Aus den Worten unseres Wochenspruches können wir eine Hoffnung schöpfen. Mit diesem Zuspruch versehen soll uns bewusst werden, wie unmöglich es ist,

dass Gott uns nicht lieben will;
dass er uns nicht vergeben wird, wenn wir darum bitten;
dass wir aus seiner Hand fallen können.  

Die geschenkte Gnade soll aber nicht nur ein sanftes Ruhekissen für uns selber sein. Wir können als Christen nur glaubhaft das Evangelium vertreten, wenn wir neben den Geboten und unseren eigenen Moralvorstellungen auch das Gnadenversprechen als Weihnachtsbotschaft an die Mitmenschen weitergeben und wahrhaftig erkennbar machen.

Ich wünsche uns allen, dass wir gestärkt durch diesen Wochenspruch Hoffnung schöpfen können.

Ihr
Dr. Michael Lent

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