02/07/2024 0 Kommentare
Das ultimative Geschenk
Das ultimative Geschenk
# Aus der Gemeinde ...
Das ultimative Geschenk
Noch heute erinnere ich mich genau an ein Weihnachten vor fast 40 Jahren. Zu wissenschaftlichen Arbeiten war ich in Varanasi, in Indien. Der Zeitraum Anfang Dezember bis Januar war durch einen vorher stattfindenden Weltkongress bestimmt.
Zum ersten Mal Wochen getrennt von meiner Frau und meinen zwei kleinen Kinder, die in Deutschland ohne mich Weihnachten feiern mussten. Heiligabend wollte ich sie anrufen und bekam die Erlaubnis, in der Telefonzentrale der Benares-Hindu-Universität darum zu bitten. Dort angekommen, verfolgte ich die Mühe, eine Telefonverbindung mit Berlin herzustellen. Heute kaum vorstellbar, wurde versucht mit Steckverbindungen anstelle von Wählscheiben über die damals einzig erreichbaren internationalen Zentralen Bombay bzw. Kalkutta eine Verbindung nach Deutschland aufzubauen. Vergeblich. Damit war meine Situation klar: Allein, in einem minimalistisch eingerichteten Zimmer, keine Weihnachtslieder, kein Gottesdienst. Es war das traurigste und einsamste Weihnachten meines Lebens.
Jetzt, in der Zeit der Corona-Pandemie, müssen auch wir in der Weihnachtszeit beträchtliche Einschränkungen hinnehmen. Und ja, wir ahnen schon, oder fühlen bereits, den schmerzlichen Verlust, Weihnachten nur im kleinsten Familienkreis feiern zu dürfen. Ein Verzicht von Treffen zwischen Großeltern und Enkeln hört man als Empfehlung. Menschen ohne Familie erleben keinen Weihnachtsgottesdienst, der ihnen sonst Nähe zum Nächsten verschafft hat. Das Gefühl von Gemeinschaft, das wir Menschen gerade in dieser Zeit suchen, bleibt unerfüllt. In unserem Inneren gibt es einen leeren Raum. Einsamkeit. Die Sehnsucht der Einsamkeit zu entkommen, ist gerade an Weihnachten besonders stark, so kann es die Telefonseelsorge bestätigen.
In einem bekannten Weihnachtslied geht es auch um Einsamkeit. Dort singen wir: »Welt ging verloren.« Und jetzt trifft es unerwartet stark auch uns. Wörtlich und bildlich: Leere um uns und in uns. Zeit der Besinnung, ---.. Ich habe damals in Indien erfahren dürfen, was bei aller Traurigkeit hilft:
An Weihnachten bekommen wir nämlich das Angebot, wenn auch schon ungefähr 2000 Jahre alt, wie wir den leeren Raum unserer Seele füllen können. Das Wunderbare an Weihnachten ist, dass dies uns Christen geschenkt wird. Im Weihnachtslied klingt es so »Welt ging verloren, Christ ward geboren.«
Ja, die Geburt Jesu in Betlehem ist der Beginn, uns ein erfülltes Leben zu schenken. Aber nicht nur das. Durch sein Kommen in unsere Welt können wir spüren, wie nah uns Gott sein möchte. Er sendet seinen Sohn zu uns, um Beistand und Stärke für unser Leben zu geben. Und wenn wir Jesus aus tiefsten Herzen bitten, uns unser Abweichen von seinem Weg zu verzeihen und diese Schuld für uns zu tragen, dann schenkt er uns ewiges Leben.
Im Lukas Evangelium steht dies in aller Kürze: Euch ist heute der Retter geboren. Es ist Christus, der Herr. (Luk 2,11)
Wenn wir das in uns aufnehmen, so haben wir viel von Weihnachten verstanden. Dann wird uns deutlich, welch großes, ja ultimatives Geschenk jeder von uns bekommt. Wenn wir dieses Geschenk annehmen, so ist da jemand der immer mit uns geht. Wir werden und dürfen natürlich traurig sein, unsere Familie und Freunde nicht wie gewohnt zu treffen, aber wir bekommen auch Trost durch unseren Herrn Jesus Christus. Er wird immer mit und für uns sein. Und in unserer heutigen Zeit haben wir die technischen Mittel, schnellen Kontakt zu anderen Menschen aufzunehmen, sei es per Telefon oder Videoanruf. Dies ist zwar deutlich weniger als unsere Lieben in den Arm zu nehmen, aber anders als damals in Indien, immerhin eine Möglichkeit unserem Bedürfnis nach Zuwendung ein wenig nachzukommen.
Vertrauen wir auf Gott, auf seine Liebe und Gnade, so sind wir niemals mehr ganz allein, wenn wir an Weihnachten die Geburt Jesu feiern.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen
Ihr
Dr. Rolf-Dieter Wegner
Kommentare