02/07/2024 0 Kommentare
Begegnung
Begegnung
# Tageslosung mit Auslegung
Begegnung
Wende dich zu mir und sei mir gnädig, ich bin einsam und elend.
(Psalm 25,16)
Ich begegnete ihm vor einigen Jahren auf einer Reise. Er stand da, nahm Raum und Zeit ein und mich gefangen. Langsam näherte ich mich, fühlte mich zu ihm hingezogen und hatte doch Angst, er würde mich nicht wieder fortlassen. Seine gebeugte Haltung, sein Blick, der weder in die Weite noch auf den nahen Boden gerichtet war, seine Hände, die scheinbar verloren einen Gegenstand hielten, sein in ein fließendes Gewand gehüllter Körper. Bewegung und Stillstand in einem. Fast hundert Jahre stand er nun schon so. Eine Ewigkeit. Und ich wusste, dass mein Augenblick mit ihm auch eine Ewigkeit dauern würde, denn ich kannte ihn. Schon immer. Ich kannte seinen Lebensmoment von mir selbst. Weil ich sie auch erlebt hatte, die Einsamkeit. Ich würde sie wieder erleben, auch das wusste ich. Manchmal fühlte ich mich hingezogen zu ihr. Oft hatte ich Angst vor ihr. Sie war in meinem Leben. Sie gehört dazu. In jedes Leben. Und mag es hundert Jahre dauern.
„Der Einsame“, eine Holzplastik von Ernst Barlach, nahm mich damals ein. So, wie die Einsamkeit mich manchmal einnimmt. Dann sehe ich die Weite des Lebens nicht, dann bleibe ich stehen und stecken, erkenne nicht, was ich halte. Und schon gar nicht, wer mich hält.
Die Schrift weist den Weg. Mein Gebet, mein Flehen zu GOTT. „Wende dich zu mir und sei mir gnädig.“ Mein Schöpfer ist mir zugewandt, wenn ich mich vom Leben abgewandt habe. ER will, dass ich mich wende und Menschen sehe, die in Einsamkeit gezwungen sind, denen jede Entscheidungsmöglichkeit genommen ist. In meinem Gebet ist die Kraft der Auferstehung. Gegen die Einsamkeit. Gegen das Elend. Manchmal braucht es für diese Erkenntnis einen einsamen Moment. Vielleicht mit einem Kunstwerk. Sicher wird uns GOTT dabei begegnen.
Bleiben Sie Betende!
Ihre
Pfarrerin Barbara Gorgas
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