02/07/2024 0 Kommentare
Trostanleitung
Trostanleitung
# Tageslosung mit Auslegung
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Trostanleitung
Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind.
(Psalm73,1)
„Oma, spielst du das Pflasterbuch mit uns?“ Natürlich hatte ich keine Chance, meinem jüngsten Enkel diese Frage abschlägig zu beantworten. Strahlend, verschmitzt, mir das Pappbilderbuch entgegenhaltend, stand er vor mir. Seinen älteren Bruder hatte er als Verbündeten gleich mitgebracht, auch wenn der ihn kurz belehren musste: „Ein Buch wird nicht gespielt, sondern gelesen.“ Ich hatte jedoch keine Zeit, über den pädagogischen Wert interaktiver Schriften nachzudenken. Mein Herz hatte längst zugegriffen und ich saß mit den beiden vor Bild und Schrift und - fünf bunten Pflastern. Und schon gings los.
Ich las die traurigen Begebenheiten von den verletzten Tieren. Hund, Affe, Elefant, Schaf und Bär waren den Widrigkeiten des Alltags ausgesetzt. Ich sah meinen Enkeln an, wie sie Mitleid mit den Lebewesen hatten, wie sehr sie die Beule am Kopf oder den schmerzenden Arm nachvollziehen konnten. Dennoch warteten sie eigentlich nur auf ihren Einsatz.
Jedes Tier musste verarztet werden. Mit einem Pflaster. Bunt. Logisch. Aber einfach nur ein Pflaster auf die Buchseite zu kleben, wäre selbstredend viel zu einfach. So einfach ist es eben nicht mit dem Helfen und Heilen und dem Trostspenden. Das weiß jedes Kind. Und deshalb kam vor dem Kleben das Wort. Ein Rhythmus. Ein Schritt-für-Schritt-Satz. Ein Dreisatz gar? Ganz einfach: Pusten – trösten – Pflaster drauf! Erst dann und wirklich erst dann konnte das Pflaster dem Schaf wirklich helfen. Meine Enkel posaunten die Worte durch die Wohnung, die Nachbarn hatten auch was davon. Pusten – trösten – Pflaster drauf. Immer neu, immer wieder. Ansteckendes Lachen der Kinder. Heilung. Mein Herz jubelte. Ein tolles Bilderbuch. Eine tolle Geschichte. So einfach. So klar.
Der Atem Gottes ist in der Welt. Sein Geist weht und schafft Leben und Liebe und Hoffnung. Menschen lernen zu trösten, zu helfen. Das richtige Wort zur rechten Zeit. Oder das Schweigen, wenn es Not wendet. Die Heilung voranbringen durch kluges Handeln. Schritt für Schritt.
Pusten – trösten – Pflaster drauf. Es ist nur ein Kinderbuch. Dennoch. Ich bin gern ein Kind Gottes, sein getröstetes Kind.
Bleiben Sie bei Trost!
Ihre
Pfarrerin Barbara Gorgas
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