Siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Jesaja 60,2

Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war.
(Markus 16,2-4)

In den biblischen Texten dominiert immer die Hoffnung. Selbst in den schlimmsten Situationen feiern sie den Sieg des Lebens. Losung und Lehrtext des heutigen Ostersonntags spiegeln das eindrücklich wider. Barbarische Herrscher unterdrücken ganze Völker, doch die Glaubenden Israels sehen dennoch die Herrlichkeit Gottes erscheinen. Glaubende sehen eine Realität hinter der Realität. Sie spüren eine Gegenwart, die über die sichtbare Gegenwart hinausgeht.

Die Frauen, die nach dem biblischen Zeugnis bei Markus zuerst das leere Grab sehen und zu den ersten Zeugen der Auferstehung werden, erleben diese Gegenwart. In der Folge dieses Geschehens verlassen die verängstigten vor der Kreuzigung geflohenen Jünger ihre Verstecke und werden trotz Todesbedrohung zu öffentlichen Zeugen des Handelns Gottes.

Obwohl das Virus, die Finsternis, die derzeit die Erde bedeckt, unser Leben massiv einschränkt, Krankheit und Tod über die Völker bringt, sehen wir Glaubenden die Herrlichkeit Gottes über uns aufgehen. D.h. wir feiern auch unter diesen Umständen heute den Sieg des Lebens über den Tod, wir feiern Ostern, nicht in vollen Kirchen, aber doch im Geist miteinander und voller Freude und Hoffnung. Auch über diese Finsternis und über dieses Dunkel wird das Licht der Auferstehung, das Licht Gottes erstrahlen. Licht verdrängt immer die Dunkelheit – dieses Licht besiegt sie sogar.

Ihr
Pfarrer Jörg E. Vogel