02/07/2024 0 Kommentare
Der Ostermorgen ist da
Der Ostermorgen ist da
# Predigten
Der Ostermorgen ist da
Sie haben die Möglichkeit, sich den Gottesdienst von Diakonin Regina Schlingheider anzuhören oder sie im folgenden zu lesen. Oder am allerbesten beides: "Das Hörspiel" starten und mitlesen.
Liebe Gemeinde,
der Ostermorgen ist da. Christus ist auferstanden! Und das bedeutet, dass auch wir nach unserem Tod auferstehen werden. „Lässet auch ein Haupt sein Glied, welches es nicht nach sich zieht?“ heißt es in dem Lied „Jesus, meine Zuversicht!“ Christus, unser Haupt, ist vorausgegangen und zieht uns hinter sich her – darum soll es in der Predigt gehen.
Doch vorher wollen wir, wie es seit Jahrhunderten am Ostermorgen gemacht wird, den 2. Teil des Psalms 118 miteinander beten und zwischen den einzelnen Teilen den Ostergruß der frühen Christen sprechen:
Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Der Herr ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil. Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten: Die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Die Rechte des Herrn ist erhöht; die Rechte des Herrn behält den Sieg! Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen. Der Herr züchtigt mich schwer, aber er gibt mich dem Tode nicht preis.
Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit, dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke. Das ist das Tor des Herrn; die Gerechten werden dort einziehen.
Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen. Dies ist der Tag, den der Herr macht: lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
Liebe Gemeinde,
wie sieht unsere Zukunft aus? Das ist zurzeit eine ganz brennende Frage. Alles ist ungewiss: Wann das normale Leben wieder beginnt und ob es überhaupt jemals wieder so wird, wie wir es vor der Corona-Krise kannten. Ist da jemand, der all das, was uns momentan „passiert“, in seiner Hand hält? Ist da jemand, der unser Leben – und unser Sterben - lenkt? Haben wir eine Zukunft? In diesem Leben? Und nach diesem Leben? Paulus sagt: Ja. In seinem 1. Brief an die Korinther schreibt er:
Wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, dann sind wir bedauernswerter als alle anderen Menschen. Jetzt ist Christus aber vom Tod auferweckt worden, und zwar als Erster der Verstorbenen. Denn ein Mensch hat den Tod gebracht. Deshalb bringt ein Mensch auch die Auferstehung der Toten. Weil wir mit Adam verbunden sind, müssen wir alle sterben. Aber genauso werden wir alle lebendig gemacht, weil wir mit Christus verbunden sind. Das geschieht für jeden nach dem Platz, den Gott für ihn bestimmt hat: als Erster Christus. Danach, wenn Christus wiederkommt, alle, die zu ihm gehören. Dann kommt das Ende: Christus übergibt Gott, dem Vater, die Herrschaft über sein Reich. Zuvor wird er alles vernichten, das seinerseits Anspruch auf Herrschaft, Macht oder Wunderkräfte erhebt. Denn Christus muss über sein Reich herrschen, bis „Gott ihm alle Feinde unterworfen hat. Sie sollen wie ein Schemel für seine Füße sein.“ Der letzte Feind, den er vernichten wird, ist der Tod. Denn „Gott hat ihm alles unterworfen. Es ist wie ein Schemel für seine Füße geworden.“ Hier heißt es: „Alles ist ihm unterworfen.“ Es ist jedoch offenkundig, dass davon der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat – Gott. Sobald ihm nun alles unterworfen ist, wird auch der Sohn selbst sich unterwerfen: er wird sich Gott unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat. Dann umfasst Gott alles und ist in allem gegenwärtig.
(1.Korinther 15:19-28 BasisBibel)
„Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen“ sagt Paulus, „dann sind wir bedauernswerte Menschen!“ Wir erleben gerade eine Pandemie, und sie erinnert uns: das Leben ist kurz, und es kann schnell vorbei sein. Manchmal setzt mich das unter Druck: Ich habe doch nur dieses bisschen Leben - schaffe ich es, möglichst viel daraus zu machen? Andererseits hat dieses Leben doch auch eine Menge Gutes zu bieten. Und: Wir können es doch auf gute Weise leben, wenn wir uns dabei an Christus halten, als unseren Lehrer und unser Vorbild. Oder nicht?
Paulus sagt: Christus ist nicht nur Vorbild und Lehrer, er ist nicht nur in diesem Leben für uns zuständig. Er ist auferstanden, und diese Auferstehung reißt einen Horizont auf, der unser Leben in einen größeren Zusammenhang stellt. Mein bisschen Leben hier, das ist nicht alles, es kommt noch etwas! Ich werde nach dem Tod, so sagt es unser Text, „wieder lebendig gemacht“. Aber wie geschieht das?
„Als Erster Christus, dann, die zu ihm gehören, dann das Ende…“, so sagt es Paulus. Warum legt er solchen Wert auf diese Reihenfolge? „Als Erster Christus!“ kann auch übersetzt werden: „Christus als Erstlingsfrucht“, als der erste Ertrag einer Erntezeit. Die zuerst geernteten Früchte wurden Gott zu alttestamentlichen Zeiten bei jeder Ernte geweiht, und sie waren ein Zeichen: Dir, Gott, gehören diese Früchte, dir soll auch der Rest der Ernte gehören. In diesem Sinne ist Christus der „Erstling“. Er macht uns die Auferstehung nicht nur vor, sondern er bahnt uns mit seiner Auferstehung selbst den Weg und zieht uns hinterher - er der Erstling, wir die Ernte. Wenn Christus Gott gehört, dann auch wir!
Liebe Gemeinde,
der größte und dickste menschliche Körperteil ist der Kopf. Darum passt er auch nur schwer in den Geburtskanal. Es kann sehr lange dauern, bis der Kopf eines Babys in das Becken eingetreten ist. Dann erst kann er Druck auf den Muttermund ausüben und ihn langsam, aber stetig weiter machen, bis er schließlich hindurchpasst.
Frauen wissen, dass das ein langer, schmerzhafter Prozess ist. Aber sie wissen auch: Wenn die Hebamme ruft: „Ich kann das Köpfchen sehen!“, dann wird es nicht mehr lange dauern. Und wenn dann nach den Presswehen der Kopf da ist, dann genügt meist eine weitere Wehe, und der ganze Rest des Körpers ist geboren. Der Geburtskanal ist dann so geweitet, dass der Körper es nicht mehr schwer hat, sondern einfach nachrutscht.
Martin Luther hat die Auferstehung mit dem Geburtsvorgang verglichen und sie so beschrieben: „Christus ist aller Christen Haupt. Der ist herfür, also folgen die Glieder. Wenn das Haupt herfür ist, müssen Schultern, Rücken, usw. nach – wie die Weiber sagen: ist des Kindes Haupt geboren, so hat’s nicht not.“ „Ist das Haupt geboren, so hat’s nicht not!“ Wenn Christus, unser Haupt, auferstanden ist, so kann es gar nicht anders sein, als dass auch wir auferstehen werden. Das heißt: Wir sind schon ganz nah dran an unserer Zukunft bei Gott. Der Kopf ist schon durch, der Weg ist gebahnt.
Wir sind noch immer sehr bedrängt – die Feinde, Mächte und Gewalten, von denen Paulus spricht, sind noch am Werk. Auch die Seuche, die wir im Moment erleben, gehört dazu. Wir sind ja noch im Geburtskanal, und dort kann es sehr eng sein. Aber der Kopf ist schon durch, der Weg ist gebahnt.
Unser Leben hier hat viel Gutes zu bieten. Aber es ist ein Übergang – wie eine Geburt. Eigentlich sind wir die ganze Zeit durch den Geburtskanal schon unterwegs zu einem anderen Leben. Und manchmal spüren wir bereits etwas von diesem Leben, zu dem wir einmal auferweckt werden. „Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung“ heißt es in einem Lied. Unsere Zukunft bei Gott wirkt bereits in dieses Leben hier hinein und hilft uns, immer wieder neu an sie zu glauben. Wenn das geschieht, manchmal mitten am Tag, dann spüren wir: Da kommt noch etwas! Wir können es zwar noch nicht sehen, aber der Kopf ist schon durch, und so kann es nicht mehr lange dauern.
Amen.
GEBET
Der Tod umgibt uns noch.
Aber du, Christus, bist auferstanden.
Du bist auferstanden, du lebst.
Lass uns dieses Leben spüren in dieser geplagten Welt.
Sei bei denen, die mit dem Tod ringen.
Sei bei denen, die von der Angst verschlungen werden.
Sei bei denen, die einsam sind und verzweifelt.
Du bist auferstanden, du lebst.
Sei mit denen, die sich für andere hingeben.
Sei mit denen, die für dieses Leben kämpfen.
Sei mit denen, die uns lieb sind und nach denen wir uns sehnen.
Du bist auferstanden, Christus,
du lebst, damit wir leben.
Lass uns aufleben in diesen österlichen Tagen.
Der Tod umgibt uns noch,
aber wir beten dich an,
denn du bist das Leben.
Halleluja.
(Quelle: Wochengebet der VELKD)
VATERUNSER
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Diakonin Regina Schlingheider
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