Kreuzweg Meditation

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# Predigten

Kreuzweg Meditation

TAG DER KREUZIGUNG DES HERRN - KARFREITAG

Die ausgewählten Bilder, Texte und Gebete laden dazu ein, den Weg Jesu ans Kreuz mitzugehen. Es sind die Bilder des diesjährigen Ökumenischen Kreuzwegs der Jugend. Sie zeigen Ikonen des Künstlers Alexander Stoljarov aus dem Ikonenkreuzweg der Gemeinde St. Hubertus in Dresden.

ERÖFFNUNG
Im Namen des einen Gottes,
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.


Unsere Hilfe steht im Namen des HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.

PSALM 22
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Aber du bist heilig,
der du thronst über den Lobgesängen Israels.
Unsere Väter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:
»Er klage es dem HERRN, der helfe ihm heraus
und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
denn es ist hier kein Helfer.
Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe,
und meine Zunge klebt mir am Gaumen,
und du legst mich in des Todes Staub.
Sie teilen meine Kleider unter sich
und werfen das Los um mein Gewand.
Aber du, HERR, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen!

STATION 1: JESUS WIRD ZUM TOD VERURTEILT

LESUNG
Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht. Da kam Jesus heraus, trat vor das Volk und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch! Die Menge schrie: Kreuzige! Kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. Da schrien sie: Er muss sterben! Spricht Pilatus zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen? Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre. Die Menge aber schrie: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Da überantwortete er ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde.
(Joh 19,1-16)

MEDITATION

Du hast es genau gesehen: Max hat die üble Sauerei nicht begangen. Du weißt, wer es war, nämlich einer der vier Hasstypen aus der Parallelklasse. Aber die behaupten dreist: Der Max war‘s. Höhnisch zeigen sie mit dem Finger auf ihn. Und Max kann sich nicht wehren. Er wird zur Rechenschaft gezogen und muss dafür zahlen. Er ist unschuldig, du weißt es. Aber du hältst lieber die Klappe, weil du Angst vor den vier hast und sie dir alles Mögliche angedroht haben, wenn du mit der Wahrheit rausrückst.»Es ist ungerecht, aber was habe ich damit zu tun?«, denkst du. Check, Haken dran, und Abgang.

GEBET
Jesus,
du warst wahrhaft stark.
Gib uns die Kraft, zur Wahrheit zu stehen,
für sie einzustehen und anderen beizustehen,
wenn Unrecht geschieht und sie uns brauchen.
Amen.

STATION 2: SIMON HILFT JESUS DAS KREUZ TRAGEN

LESUNG
Und führten Jesus ab, um ihn zu kreuzigen. Und als sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen aus Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, dass er ihm sein Kreuz trug.
(Mt 27,31-32)

MEDITATION
Manche Hilfe kommt nicht von allein, sie muss eingefordert werden. Gelingen kann eine solche jedoch nur, wenn der andere sie auch annimmt. So erwächst eine neue Verbundenheit, lässt Menschen über sich selbst hinauswachsen. Kann ich Hilfe erfragen? Kann ich Hilfe annehmen? Kann ich helfen, also das Notwendige tun und alles andere lassen?

GEBET
Jesus,
du hast Stand gehalten.
Wir bitten dich, lass uns durchhalten,
wenn unser Weg schwer wird.
Lass uns aber auch Hilfe annehmen,
wenn sie uns angeboten wird.
Lass uns helfen,
wenn jemand in Not ist.
Lass uns zu dir halten,
weil du zu uns hältst.
Amen.

STATION 3: UND SIE WARFEN DAS LOS UM JESU KLEIDER

LESUNG
Die Soldaten aber nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt: »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten.
(Joh 19,23-24)

MEDITATION
Nackt, ohne jeden Schutz der Willkür, dem Hass, der Verleumdung und dem Spott ausgeliefert: diese Situation schreckt jeden. Keine menschliche Regung scheint mehr zu existieren. Anderen die Kleider vom Leib reißen kann bedeuten: üble Nachrede, abfälliges Reden, lächerlich machen, Mobbing und vieles mehr. Achte ich darauf, dass meine Worte nicht in dieselbe Richtung gehen?

GEBET
Jesus,
du hast am eigenen Leib erfahren,
wie unmenschlich Menschen sein können
und den seelischen Schmerz der Verachtung ertragen.
Heile die Wunden derer,
die verletzt wurden an Leib oder Seele.
Bewahre uns davor, einem Menschen Gewalt anzutun.
Amen.

STATION 4: JESUS WIRD AN DAS KREUZ GENAGELT

LESUNG
Und sie kreuzigten ihn. Und es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und es stand geschrieben, welche Schuld man ihm gab, nämlich: Der König der Juden. Und sie kreuzigten mit ihm zwei Räuber, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken.
(Mk 15,24-27)

MEDITATION
Tod durch Kreuzigung: Diese Grausamkeit ist für uns heute kaum mehr vorstellbar. In West-Deutschland ist die Todesstrafe seit 1949, in der damaligen DDR seit 1987 abgeschafft. Und doch gibt es noch immer viele Länder auf der Erde, die nach ihrer gültigen Rechtsordnung schwere Vergehen mit dem Tod bestrafen. Oft resultieren solche Urteile dazu aus politischer Willkür oder Diskriminierung Andersdenkender, Anderslebender oder Andersgläubiger. Auch die Todesstrafe für Jesus vor 2000 Jahren war ein Mord. Aus christlicher Sicht ist jede Todesstrafe menschenverachtend, lebensverachtend und gottesverachtend. Gott allein ist der Herr des Lebens.

GEBET
Jesus,
Gewalt, Mord und Tod gehören bis heute zu unserer Welt.
Wir bitten dich um Kraft für den Widerstand gegen das Töten,
um Mut zum Schutz des Lebens
und darum, dass dein Reich komme.
Amen.

STATION 5: JESUS STIRBT AM KREUZ

LESUNG

Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Dann schrie er laut und verschied. Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabeistand, ihm gegenüber, und sah, dass er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen! Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und der Jünger, den er lieb hatte.
(Mk 15,33-34.37-38; Joh 19,25-26)

MEDITATION
Jesus stirbt. Er fühlt sich allein gelassen, schutzlos seinen Mördern ausgeliefert. Schuldlos wird er getötet. Maria steht am Kreuz. Sie erkennt in diesem Moment: Wenn Jesus selbst so furchtbar leidet, dann ist er mir nah, wenn ich leiden muss. Wenn ich Furchtbares erlebe, dann ist Jesus bei mir. Es ist so, als stürbe er dort, damit ich nicht allein bin, in den schlimmsten Momenten meines Lebens. Wenn ich leide, ist er mir nah. Wenn ich Furchtbares erlebe, dann ist er bei mir.

GEBET
Jesus,
du bist gestorben, wie ein Mensch stirbt,
du hast deinen Lebensatem ausgehaucht.
Du hast dich für uns hingegeben.
Du bist das Zeugnis von Gottes großer Liebe
zu uns und unserer Welt.
Du bist Gottes Sohn.
Lass uns im Herzen erkennen,
was du für uns getan hast.
Und was du für uns tust.
Amen.

STATION 6: JESUS WIRD VOM KREUZ ABGENOMMEN

LESUNG
Und als es schon Abend wurde und weil Rüsttag war, das ist der Tag vor dem Sabbat, kam Josef von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete; der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber wunderte sich, dass er schon tot war, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon länger gestorben wäre. Und als er‘s erkundet hatte von dem Hauptmann, überließ er Josef den Leichnam und nahm ihn herab vom Kreuz.
(Mk 15,42-45; Lk 23,53a)

MEDITATION
Bist du schon einmal mit dem Tod in Berührung gekommen? Es kann seltsam sein, bei jemandem zu sein, den du noch ganz lebendig vor Augen hast, und nun ist diese Person tot. Schon wenn ein Haustier stirbt, bist du in so einer seltsamen Situation. Noch einmal anfassen? Noch einmal streicheln? Selbst hinaustragen? Es ist unglaublich schwer zu fassen, wenn ein Mensch stirbt, den du lieb hast. Vielleicht hilft es, wenn du den toten Menschen noch einmal siehst und sie oder ihn berührst. Nicht umsonst gibt es auch heute noch den Brauch, die Toten zu Hause feierlich aufzubahren. Egal wann und wo sie stattfindet: So eine letzte Begegnung mit einem geliebten Menschen ist wichtig für das Abschiednehmen. Gerade weil dieser Abschied so schwer fällt.

Du musst es ja erst fassen: Vor Kurzem sind wir uns noch begegnet, und nun spürst du, dass in der Hand, die du berührst, kein Leben mehr ist. Die verstorbene Person ist dir noch genauso lieb und gleichzeitig ganz fremd. Der Tod trennt uns.

Aber du hältst diese allerletzte Begegnung und Berührung aus, weil dir dieser Mensch so lieb und wichtig war. Diese Liebe hört mit dem Tod nicht auf. Sie verändert sich nur, und sie lehrt, dass es gut ist, wenn wir mitten im Leben sorgsam und zärtlich miteinander umgehen.

GEBET
Jesus,
du hast die Menschen geliebt.
Deine Liebe hilft uns in den schwersten Momenten,
auch in der Trauer, auch im Tod.
Hilf uns, Jesus, dass wir leben und lieben.
Amen.

STATION 7: DER HEILIGE LEICHNAM WIRD INS GRAB GELEGT

LESUNG
Und Josef nahm den Leib und wickelte ihn in ein reines Leinentuch und legte ihn in sein eigenes neues Grab, das er in einen Felsen hatte hauen lassen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon. Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren aus Galiläa, und sahen das Grab und wie sein Leib hineingelegt wurde. Sie kehrten aber um und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Und den Sabbat über ruhten sie nach dem Gesetz.
(Mt 27,59-60; Lk 23,55-56)

MEDITATION
Du stehst auf dem Friedhof und kannst es noch nicht fassen. Der Sarg ist verschlossen. Liebevoll mit Blumen geschmückt. Er wird ins Grab gesenkt. Endgültig. Deine Freundin, mit der zusammen du so viel erlebt hast, lebt nicht mehr. Ein Fahrradunfall. Jemand hat die Powertaste gedrückt. Aus. Kein Bild mehr. Das Gesicht, das dir vertraut war, ist nicht mehr zu sehen. Dir bleiben nur noch gute Erinnerungen. Es ist schwer, das auszuhalten. Du bist völlig traurig. Es ist gut, dass du nicht alleine bist. Deine anderen Freunde und Freundinnen sind bei dir. Ihr könnt Euch gegenseitig umarmen und trösten. Aber tief in dir ist eine Sehnsucht: Dass trotzdem nicht alles zu Ende ist. Vielleicht stimmt es ja doch, was du vorhin bei ihrem Trauergottesdienst in der Kirche gehört hast: Dass mit dem Tod nicht einfach alles aus ist. Weil es Jesus gibt. Du kannst die Hoffnung in deinem Herzen spüren wie einen sanften goldenen Glanz im Dunkeln.

GEBET
Jesus,
du bist uns nah,
wenn wir zusammen nach dir fragen,
zusammen das Leid ertragen,
zusammen Hoffnung haben.
Dafür danken wir dir.
Amen.

FÜRBITTENGEBET
EWIGER, unser Gott,
im Schatten des Kreuzes stehen wir vor dir
mit unserer Sehnsucht, mit Dank und Bitte,
mit all’ dem, was sich so schwer sagen lässt.
Du kennst unsere innere Armut und Leere
und unser Versagen, trotz unseres Willens zum Guten.

EWIGER, unser Gott,
hör die Schmerzensschreie der Gefolterten,
der Verwundeten und der Gefangenen
und hab Erbarmen.

EWIGER, unser Gott,
hör das Klagen der Kranken,
der Sterbenden und der Verzweifelten
und hab Erbarmen.

EWIGER, unser Gott,
fühl die Tränen der Trauernden,
der Betrogenen und der Verlassenen
und hab Erbarmen.

EWIGER, unser Gott,
sieh an die Not der Geflüchteten,
der Hungernden und der Heimatlosen
und hab Erbarmen.

EWIGER, unser Gott,
sieh an die Hilflosigkeit der Menschen,
der Liebenden und der Überforderten
und hab Erbarmen.

EWIGER, unser Gott,
im Schatten des Kreuzes stehen wir vor dir,
dein Kreuz – ein Zeichen der Not und des Unrechts,
ein Zeichen der Vernichtung.
Du kennst unser Verlangen nach Freude und Glück,
unsere Sehnsucht nach Harmonie.
In der Stille bringen wir vor dich,
was uns in diesem Moment ganz persönlich bewegt:

Gebetsstille


VATERUNSER

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.


SEGEN

Gott, segne uns
und behüte uns.
Gott, lasse dein Angesicht leuchten über uns
und sei uns gnädig.
Gott, erhebe dein Angesicht auf uns
und gebe uns Frieden.
Amen.

Vikar Sebastian Gebauer

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