02/07/2024 0 Kommentare
Freude am Karfreitag
Freude am Karfreitag
# Tageslosung mit Auslegung
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Freude am Karfreitag
Wohl dem, der den Herrn fürchtet, der große Freude hat an seinen Geboten!
(Psalm 112:1)
Kann es Freude geben am Karfreitag?
Das Losungswort für diesen Tag ist vor vielen Monaten ausgelost, d.h. aus einer Sammlung von 1100 Bibelworten aus dem Alten Testament gezogen worden. Das erklärt, warum es so gar nicht zu diesem Tag zu passen scheint.
Doch im Losungsbuch steht auch für jeden Tag ein Text aus dem neuen Testament, zudem ein Liedvers oder kirchlicher Text. Diese beiden Texte versuchen stets den Bogen zu schlagen und eine Verbindung zu schaffen zwischen dem Losungsvers und der Zeit, in der wir ihn lesen.
Für heute ist ein Text von Dietrich Bonhoeffer ausgewählt worden. Am 9. April 1945, also gestern vor 75 Jahren, wurde Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. Er wollte das Hitler-Regime beenden und beteiligte sich an Plänen für ein Attentat auf den Diktator. Sein Tod geschah somit auch stellvertretend für viele andere Menschen, und es ist passend, sich am Karfreitag daran zu erinnern.
Aus Bonhoeffers Briefen aus dem Gefängnis wissen wir, dass er zwar oft Angst hatte und niedergedrückt war, aber dass er als Gefangener auch Zeiten der Freude erlebt hat.
Ein Mithäftling, der Dietrich Bonhoeffer auf dem letzten Transport ins KZ Flossenbürg begegnete, beschrieb ihn so: „Er verbreitete um sich her stets eine Atmosphäre des Glücks, der Freude über das kleinste Ereignis im Leben und von tiefer Dankbarkeit dafür, dass er überhaupt lebte. Er war einer jener ganz seltenen Menschen, die ich getroffen habe, denen Gott eine Wirklichkeit ist, die sie ganz nahe umgibt.“
Ist Freude möglich im Gefängnis? Ist sie möglich in Zeiten der Bedrohung durch eine Seuche? Ist sie möglich beim Nachdenken über den Tod, am Karfreitag?
Dietrich Bonhoeffer sagt dazu: „Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Handeln, Leiden und Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt. Gewiss ist, dass im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist; gewiss ist, dass wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt.“
Ihre
Regina Schlingheider
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