02/07/2024 0 Kommentare
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde?
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde?
# Tageslosung mit Auslegung
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde?
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme?
(Jer 8,4)
Nun langsam ist es genug. Eine Woche erst und schon finde ich, dass das Ganze ein Ende haben könnte. Seit einer Woche stehen wir in der Verantwortung, unsere Sozialkontakte soweit wie möglich einzuschränken und Abstand zu halten. Auf der Straße, beim Einkaufen, auf der Arbeit. Kein Spielen auf dem Spielplatz, kein Film im Kino oder Vorstellung im Theater. Kein Bier mit Freund_innen in geselliger Runde, viele Sendungen im Fernsehen ohne Publikum und auch in der Gemeinde sind alle Veranstaltungen bis auf weiteres abgesagt. Nicht einmal zum gemeinsamen Gottesdienst versammeln wir uns dieser Tage in unseren Kirchen. Wann hat das Ganze ein Ende? Könnte nicht wieder etwas Normalität mein Leben bestimmen?
Wo ist jemand, wenn er fällt, der nicht gern wieder aufstünde? Wo ist jemand, wenn er irregeht, der nicht gern wieder zurechtkäme? Durch seinen Propheten Jeremia lässt Gott den Menschen diese Worte verkünden. Im Jeremiabuch sind es Fragen, deren Antwort Gott schon kennt. Mit Blick auf die Menschen stellt er fest, dass sie nicht umkehren wollen, Gottes Wort nicht achten und die Priester und Propheten Frieden verkünden, wo doch keiner ist. Alle sind verblendet in dieser Zeit des Propheten Jeremia.
Bezogen auf unsere aktuelle Situation sind die Fragen, die die Tageslosung heute stellt, wohl viel mehr rhetorischer Natur. Es sind Fragen, die vermutlich nur ganz wenige mit Ja, hier! beantworten würden. Die meisten von uns wären sicher froh, nach einem Fall wieder aufstehen zu können oder nach einer Sackgasse wieder einen gangbaren Weg zu finden. Oder eben nach einer Ausnahmesituation wieder Normalität in ihr_sein Leben zu bringen.
Eine Woche der sozialen Enthaltsamkeit reicht da für mich und ich bin an dem Punkt, wo ich gern wieder aufstünde oder gern wieder zurechtkäme – um die Worte der Tageslosung aufzugreifen. Ja, gerne würde ich wieder Gottesdienste feiern – gerade jetzt am Osterfest –, Menschen besuchen, ins Theater gehen, im Buchladen stöbern, Freund_innen treffen und die Frühlingssonne im Park nicht allein genießen. Aber weiterhin gilt: Abstand halten. Und hoffen. Denn auch wenn noch nicht in Sicht, wird ein Ende dieser Ausnahmesituation kommen, ja kommen müssen. Dann nämlich, wenn die negativen Auswirkungen des Shutdowns auf die Menschen größer werden als diejenigen des Virus. Noch ist es zu früh für eine Rückkehr auf den Weg der Normalität, aber Gedanken und Vorbereitungen dafür sollten schon jetzt getroffen werden, wie es Verantwortliche in Politik und Gesellschaft dieser Tage fordern.
Das Leben in der Ausnahmesituation neu und kreativ gestalten, Gedanken und Pläne für die Zeit danach machen und die Hoffnung und das Vertrauen in Gottes Mit-uns-sein und seine Zusage lassen mich in dieser Zeit dennoch frohen Mutes – wenn auch meist nur – durch die Wohnung laufen. Was gibt Ihnen Zuversicht? Bleiben Sie behütet!
Jesus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.
(Joh 6,37b)
Ihr
Sebastian Gebauer
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