Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen? Ich, der Herr kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach seinem Tun. (Jeremia 17, 9-10)

„Hör auf dein Herz!“ – so rät die beste Freundin oft der Romanheldin, wenn sie vor einer Entscheidung steht. Und tatsächlich können unsere Gefühle gute Wegweiser sein und das Herz ein guter Ratgeber. Aber nicht in jedem Fall.

„Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding“, sagt der Prophet Jeremia. Kann ich diesem Ding in meiner Brust trauen? Neigt mein Herz nicht zum Selbstbetrug? Ersehnt es nicht oft Dinge, die nicht gut für mich sind? Und neigt es nicht ebenso oft zu großer Verzagtheit? Nimmt es mir nicht mit seinem ängstlichen Pochen oft jeden Mut, ein wichtiges Projekt tatkräftig anzupacken? Ist es nicht oft vollauf begeistert und im nächsten Moment wieder tief betrübt, ohne dass ich die Gründe dafür kenne? Kann ich dem Ding in meiner Brust trauen, das mir manchmal wie ein schlammiger Tümpel vorkommt, dessen Grund ich nicht erkennen kann?

„Ich, der Herr, kann das Herz ergründen“ heißt es weiter in der Tageslosung aus dem Buch Jeremia. Gott sieht mehr als ich. Gott sieht bis auf meines Herzens Grund. Und auch wenn ich das eine oder andere gern vor ihm verstecken würde - im Grunde bin ich froh, dass Gott mich so durchschaut. Es ist gut, dass er ein vollständiges Bild von mir hat. Dass er weiß, wie ich wirklich bin und darum auch weiß, was ich brauche.

„Hör auf dein Herz!“ – das ist nicht der schlechteste Rat. Mein Herz spürt und weiß oft ganz gut, wo es für mich lang geht. Aber in Zeiten, wo es verwirrt und verzagt ist, da brauche ich jemanden als Ratgeber, der mehr sieht als ich. Da brauche ich den, der bis auf den Grund meines Herzens sehen kann. Da brauche ich den, der weiß, wer ich wirklich bin.

Er wird mich auch durch die Tage und Wochen, die heute vor mir liegen, führen. Er wird meinem Herzen, das er so gut kennt, helfen ihm zu vertrauen. Und er wird mir helfen, mich in dieser Zeit zu bewähren. Er wird mir geben, was ich brauche. Er wird mir zeigen, was ich tun soll.

Ihre
Regina Schlingheider