Sich zu Gott setzen

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# Angesagt!

Sich zu Gott setzen

Auf dem Kiezfest in Tegel-Süd am 17. August boten wir zu jeder vollen Stunde eine Zweiminuten-Andacht an, und tatsächlich ließen sich Besucher aus dem Festgetümmel draußen in die stille Martinus-Kirche einladen, setzten sich hin und beteten dort mit uns den Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte…“
Wissen Sie noch, wie‘ s weiter geht? Und welcher der Sätze in diesem über 2000 Jahre alten Gebet ist Ihr Lieblingssatz?

Meiner ist: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“
Feinde - hab ich doch gar nicht! Höchstens Menschen, die manchmal ein bisschen schwierig sind. Oder solche, die die Dinge anders sehen als ich und mit denen ich mich auseinandersetzen muss. Aber die Vorstellung, mich mitten im Alltagsgetümmel, ja, vielleicht mitten in einer Auseinandersetzung, mit Gott an einen Tisch setzen zu können, die fasziniert mich.
Der Satz aus dem Psalm 23 sagt mir, dass ich nicht warten muss, bis der Streit und der Stress vorüber sind. Ich muss mich nicht „hindurchsorgen“, sondern kann, gerade, wenn es am schwersten ist, zu Gott kommen, mich zu ihm setzen und mich von ihm beruhigen und trösten lassen.

Monika Schwinn, die als Krankenschwester im Vietnamkrieg entführt wurde und vier Jahre lang Gefangene in den Lagern des Vietkong war, schreibt in dem Buch „Eine Handvoll Menschlichkeit“, dass sie all diese Jahre für ihre Befreiung betete. „Die einzige Antwort, die Gott mir dann gab, war, dass er mich beruhigte, dass ich betete und wirklich ruhiger wurde und neue Kraft fand.“
Ich staune darüber, wie jemand in einer solchen Extremsituation, von Feinden umringt, erleben konnte, wie Gott ihn „beruhigte“.
Sollte dies nicht auch für mich in den Stürmen meines Lebens möglich sein?

Gott deckt den Tisch für mich und füllt mein Glas. Wenn ich mich zu ihm setze, sind meine schwierigen Mitmenschen nicht weg, aber sie geraten für einen Moment in den Hintergrund und sehen nur von ferne zu.

Und wenn ich bei Gott gewesen bin, werde ich ihnen mit neuem Mut gegenüber treten.


Regina Schlingheider

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