Der erfrischende Abiturient

Der erfrischende Abiturient

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# Angesagt!

Der erfrischende Abiturient

Abifeiern können ermüdend sein. Jeder will den jungen Leuten etwas mit auf den Weg geben, Elternvertreter, Vertreter der Lehrerschaft, Schulleitung.

Auf der Feier vorletzte Woche wollte ich gerade abschalten, als einer der Abiturienten mit seiner Rede begann. Und da war ich auf einmal wieder wach.

„Wir sind hier an einem ganz entscheidenden Punkt in unserem Leben“, sagte dieser junge Mann, „und da ist es doch ganz wichtig, dass wir jetzt nichts falsch machen. Dass wir keine falsche Entscheidung treffen, sondern alles dafür tun, dass wir den richtigen Weg einschlagen.“

Und ich erinnere mich genau an den Moment, als er dann uns Zuhörer ansah und sagte: „Liebe Erwachsene, haben Sie in Ihrem Leben noch nie etwas falsch gemacht? Und haben Ihre Fehler Sie nicht vielleicht sogar bereichert, Sie eventuell sogar auf einen guten Weg gebracht?“

Nach all den Warnungen und Tipps vorher war dieser Abiturient erfrischend. Und er erinnerte mich daran: Es gibt kein Leben ohne Fehler. Jedes Leben enthält falsche Entscheidungen. Ich kann sie nicht vermeiden. Ich muss sie auch nicht um jeden Preis vermeiden. Auch sie haben ihren Wert auf meinem Weg durchs Leben.  

1943 schrieb Dietrich Bonhoeffer in der Haft in Tegel den Text „Nach 10 Jahren“. Darin findet sich auch eine Art „Glaubensbekenntnis“. Es enthält den Satz: „Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.“  

Gott wird mit meinen Fehlern fertig! Und in seiner Liebe kann und wird er etwas Gutes daraus entstehen lassen.

Ihre
Regina Schlingheider

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