Licht und Dunkelheit

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# Angesagt!

Licht und Dunkelheit

Neulich war ich mit meinem Sohn in einem Konzert in der Mercedes-Benz-Arena. Zwei Tage vorher kam eine E-Mail, in der es hieß: „Das Mitbringen von Handtaschen, Rucksäcken und Behältnissen aller Art ist verboten. Die Zuschauer werden gebeten, sich auf wirklich notwendige Utensilien zu beschränken.“

Ich bin eigentlich immer mit einem großen Rucksack unterwegs. Eine Strickjacke ist darin, falls mir kalt wird, mehrere Brillen für unterschiedliche Lichtverhältnisse, etwas zu essen, falls ich Hunger kriege, ein Schirm, falls es regnet.

Mich „zu beschränken“ war eine Herausforderung. Aber dann überlegte ich, was ich wirklich brauchte und machte mich schließlich nur mit dem BVG-Ticket und einem Geldschein in meiner Hosentasche auf den Weg. Selbst wäre ich nicht darauf gekommen, aber das Mich beschränken müssen bescherte mir die Erkenntnis: Es geht. Ich kann auch ohne Rucksack ein paar Stunden in Berlin unterwegs sein.  

Der blinde französische Schriftsteller Jacques Lusseyran schreibt, wie sein Vater ihn nach seiner Erblindung aufforderte: „Sag uns immer, wenn du etwas entdeckst.“ Das half ihm, sein Blindsein nicht als etwas zu sehen, das ihn beschränkte und behinderte, sondern als etwas, das ihn für bestimmte Aufgaben qualifizierte. Er wurde ein zuversichtlicher Mensch, der mit seinen inneren Augen mehr wahrnahm als mancher Sehende. In der Widerstandsgruppe, die er im Zweiten Weltkrieg gründete, war es seine Aufgabe, die Beitrittswilligen zu prüfen, weil er ein besonderes Gefühl für Menschen entwickelt hatte und eher spürte, ob ein Verräter unter den Bewerbern war.  

Jetzt im Frühjahr freue ich mich auf längere Tage und mehr Helligkeit. Ich weiß aber: auch die Nächte sind wichtig mit ihrer Dunkelheit und gehören zum Leben dazu. Das Leben besteht aus Licht und Dunkelheit. Manchmal fühlen wir uns reich beschenkt, manchmal sehr eingeschränkt. Auch in den nächsten Wochen und Monaten werden uns Dinge passieren, die wir uns nicht ausgesucht hätten.

Wichtig ist, dass wir zuversichtliche Menschen bleiben, die wissen: Beides gehört zum Leben dazu. In allem, was geschieht, ruft uns Gott in seine Nähe und will uns weiter bringen auf dem Weg mit ihm.

Ihre
Regina Schlingheider

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